Kanadagänse, die WAZ und „die Politik“ in Herne
27.09.2023
Die diesjährige Klage von Barbara Merten, Stadtverordnete der CDU, über ein „zuviel“ an Kanadagänsen ist von der WAZ Herne Anfang September zu einer dramatischen Schlagzeile über „vollgekotete Wege“ und die „Herner Politik“ aufgebläht worden:
Doch: in der Sitzung des Umweltausschusses gestern, am 26.09.2023, deren Tagesordnungspunkt „Kanadagänse“ Auslöser des WAZ-Artikels war, stellte sich heraus:
Frau Merten war wieder die einzige Stadtverordnete, die über angebliche Beschwerden berichtete. Dabei war auffällig, dass angebliche Zeitpunkte der von ihr genannten Beschwerden nach Starkregenereignissen und unmittelbar in Phasen mit anhaltenden Regenfällen fielen.
Wir haben in der Umweltausschuss-Sitzung auf diese eigenartigen Unstimmigkeiten aufmerksam gemacht, weil sich im Regen die Hinterlassenschaften der Kanadagänse restlos auflösen. und somit zu den Zeitpunkten der genannten Beschwerden keine Verunreinigungen auf Wegen, Wiesen und Spielplätzen vorhanden sein konnten.
Wir haben betont, dass in Herne bei der aktuellen Zahl der Kanadagänse pro Grünanlage keine Nutzungskonflikte in den Grünanlagen durch Kanadagänse entstehen.
Auch haben wir auf die verzerrende Berichterstattung in der WAZ Herne hingewiesen und darauf, dass unsere Pressemeldungen über Clean-Ups regelmäßig bei der WAZ im Papierkorb gelandet sind.
Michael Muscheid von der WAZ Herne war bei der Sitzung auch anwesend.
„Wir werden uns an die Gänse gewöhnen müssen“,
dämpfte Jürgen Heuser die Erwartungen an mögliche Maßnahmen, um die Gänsezahl zu beeinflussen. Er stellte für die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet Teile seines Gänse-Gutachtens vor, das im Auftrag von Stadtgrün erstellt worden war. Dabei standen Management-Maßnahmen im Vordergrund: Langgras-Wiesen, Uferbepflanzung und Sichtbarrieren seien sinnvoll, so der Leiter der Biologischen Station. Die Jagd, so Jürgen Heuser, sei völlig ungeeignet, um die anzutreffende Gänsezahl pro Parkanlage zu reduzieren, weil die Tiere ständig den Standort wechseln, fülle sich der lokale Bestand aus dem Umland sofort wieder auf.
Sabine von der Beck (GRÜNE) brachte eine regional abgestimmte Umgestaltung der öffentlichen Grünanlagen ins Gespräch und schlug als Sofort-Maßnahme vor, die Wiesen nicht vor Mai und höchstens zweimal im Jahr zu mähen. Das fördere wegen der Blüh-Anteile der Langgräser auch erheblich die Biodiversität, so die Herner Bürgermeisterin.